Der Schädel

 

Mein Schädel springt aus den Scharnieren und kullert den Hang hinab. Kullert und kullert. Er springt über einen Stein und platscht ins Wasser eines Bergbaches. Der gluckert um die Forellen. Mein Schädel schaukelt mit der Schadelbasis nach oben. Aus dem Schädel schaut mein Hund, treu und verständnislos wie immer. Mein Hund treibt im Schädelkorb bachabwärts. Mein Kopf, des Schädels beraubt, schüttelt sich erstaunt. „Ein Hund in einem Schädel? Das ist ja komisch.“ Meine Arme rudern und schaufeln vor mein Auge das Bild. Das andere Auge baumelt am Nerv vor meinem Mund. Meine Zunge stupst es an. Es wackelt hin und her. Das Ohr sagt: „Ich höre den Schädel nicht mehr.“ Der Hund: „Hier sind wir!“ Er und mein Schädel treiben auf einen schmalen, aber tiefen Wasserfall zu. Meine Nerven knüpfen sich aneinander. Mein Zwerchfell wirft das Nervenseil in Richtung Schädel. Der Hund fangt es mit den Zahnen auf. Der Nervenstrang spannt sich, ächzt, hält aber durch, halt Hund und Schädel. Die Hirnrinde seufzt ein Gott-sei-Dank. Die Finger wickeln sich die Nerven um und ziehen so den Schädel zurück zu uns. Der Hund springt raus. Ich nehme den Schädel und setze ihn in meinen Kopf wieder ein. Jetzt sehe ich alles ganz genau.

 

Lektorat: kaśka bryla und Eva Schörkhuber

Prosa#6PS